es war sommer, es war heiß, das hotel seventeen dampfte, es gab keine klimaanlagen, nur fenster, die man mit gröberer kraftanwendung nach oben schieben konnte, sie klemmten meistens.
frisch in nyc angekommen, gerade eingecheckt, verabredeten wir uns um 17 uhr in der lobby.

unsere zimmer lagen direkt nebeneinander, beide hatten schuhschachtelgröße.
ein bett, ein kasten, ein spiegel und ein stuhl waren die ausstattung.
klo und dusche waren am gang.
ich legte mich auf das schmale bett und sank ungefähr einen halben Meter in die matratze. die müdigkeit nach der langen reise machte sich breit, ich streifte meine schuhe ab, sie fielen mit einem dumpfen geräusch auf den billigen spannteppich.

dann muss ich wohl eingeschlafen sein. als ich aufwachte, starrten mich jörgs augen an. ich erschrak, er hielt mir eine dose bier vor die nase. "komm", sagte er, öffnete mit einem ruck das fenster und stieg hinaus auf die feuerleiter. verschlafen kroch ich ihm nach, wir saßen und rauchten und tranken budweiser. ein kleines kühles lüfterl wehte da oben auf der feuertreppe zwischen den häuserschluchten und machte die ungewohnte sommerhitze und den jetlag etwas erträglicher.

der ursprüngliche plan war, einen film über die homeless people in den u-bahnschächten zu drehen, aber von diesem plan ist jörg wieder abgekommen. alle meinten, das wäre zu gefährlich. ich meinte, es wäre vor allem auch zu dunkel.
so saßen wir da und wussten erst einmal gar nichts, tranken und rauchten.
wir beschlossen, einfach die gegend zu erkunden und zu schauen. immerhin waren wir mitten in manhattan. wir wohnten in einem hotel, in dem woody allen bereits gedreht hatte. unsere geschichte konnte also nicht weit entfernt liegen, sagten wir uns.

wir begannen also unsere kreise zu ziehen und streiften ein paar tage durch die straßen.
dass wir schließlich an der mulberrystreet, ecke grandstreet hängen blieben und drehten, hatte zunächst keine besondere bedeutung. es hat sich halt so ergeben.

vielleicht auch deshalb, weil robert de niro in littly italy aufgewachsen ist und jörg ein großer fan von ihm war und der besitzer des sandwichgeschäftes an der ecke wie ein klon von ihm aussah und die sandwiches einfach großartig waren.
wir gingen wie beamte jeden tag um neun uhr zu unserer kreuzung, kehrten jeden tag im sandwichladen zum frühstück und zur jause ein und versuchten scheinbar konzeptlos diese zwei straßenzüge in little italy und chinatown zu ergründen, die shops around the corner.
wer waren die menschen in den läden, auf der straße, was hatten sie für geschichten, wie waren die verflochten…
© 2015 Eva Testor